Basis
Die Konzeption sieht vor, sämtliche Ämter, die momentan im Münster-Modell-Quartier Nr. 4 ansässig sind, in den Gasometer zu planen und diese einmalige Chance zu nutzen. Es ergäben sich Synergien zwischen den Ämtern und es entstünde eine feste Adresse für einen (Amts)Kontor. Zudem soll der offen gestaltete Sockel als öffentliche Begegnungsfläche dienen - sowohl für Mitarbeiter der Ämter als auch für externe Besucher, die hier Veranstaltungen besuchen können. Ergänzt wird das Angebot in der Gebäudekrone durch ein Restaurant mit Himmelsstiege auf das Dach des Gebäudes. In 50m Höhe wird ein sozialer Treffpunkt für die Bürger der Stadt entstehen.
Erschließung
Um die begrünte Struktur und den Baumbestand auf dem Grundstück zu erhalten, galt der Ansatz die notwendigen PKW-Stellplätze innerhalb der Fläche des Gasometers zu gewährleisten, sodass es eine smarte Lösung für den Sockelbereich des Gasometers benötigt. Hier wird ein Parkhaus untergebracht, welches von außen als solches nicht zu stark in den Vordergrund tritt, um die Authentizität des Gasometers zu wahren und das Grundstück in seinem natürlichen Charakter und Einzigartigkeit belässt. Gleichzeitig wird ein Foyer geschaffen, welches den Besucher großzügig empfängt. Im Parkhaus selbst entstehen 142 Parkplätze, ergänzt um 24 Parkplätze für e-Mobility sowie car-sharing. Des Weiteren werden für die Nutzer und Besucher 370 Fahrradstellplätze angeboten. Die beiden Radstationen bieten den Radfahrern eine komfortable Nutzung und eine sichere Zuwegung aufgrund der von den PKW‘ s separierten Zufahrt. Weitere Fahrradstellplätze werden innerhalb einer Grünzone angeboten, welche das Speerwasserbecken säumt. Das Konzept zieht in Betracht, dass sich Bushaltestellen in unmittelbarer Umgebung befinden. Die Anbindung durch Albersloher Weg und Umgehungsstraße bietet hervorragende Voraussetzungen und die Reaktivierung der Bahntrasse MS - Sendenhorst mit der zukünftigen Haltestelle „Münster-Loddenheide“ rundet die Anbindung mit ÖPNV ab.
Konzeptioneller Grundsatz
Die ausgewiesenen Münster-Modell-Quartiere (MMQ) 3, 4 und 5 liegen in unmittelbarer Nähe. Da es sich vor allem im MMQ4 um eine sehr unkontrollierte städtebauliche Entwicklung innerhalb des Quartiers handelt und die Bausubstanz sicherlich nicht mehr den aktuellen Baustandards entspricht, liegt die Überlegung nahe, diese Gebäude zukünftig anderweitig zu betrachten, um diese Flächen in das neue Modell-Quartier einzubinden. Unser Konzept sieht vor, sämtliche Ämter, die an diesem Standort ansässig sind, im Gasometer zu bündeln, um dort eine moderne Arbeitswelt für die Beschäftigen aufzubauen und eine zentrale Anlaufstelle für die Besucher der Ämter zu kreieren. Hiermit könnte Platz geschaffen werden für eine ganzheitliche Betrachtung und Entwicklung des Modell-Quartiers Nummer 4.
Konzeption
Das Konzept bietet im Sockelbereich eine einzigartige Lösung, die Parkmöglichkeiten mit Entrée kombiniert und diesen repräsentativ ausgestaltet. Dies erreichen wir über entsprechend konzipierter Rampen und einer entsprechenden Verkehrsführung. Auf dem Sockel des Speerwasserbeckens entsteht im Außenbereich ein grüner Wandelpfad mit mannigfaltigen Nutzungsmöglichkeiten. Terrassenplätze, kleine Gartenzonen mit Reflecting Pool, der ebenfalls als Retentionsspeicher fungiert, sowie der Startpunkt der Skytour auf das ehemalige Führungsgerüst, bilden eine qualitativ wertvolle und einzigartige Aufenthaltsfläche auf 12m Höhe. Der Innenbereich dieses transparenten Sockelgeschosses verschmilzt mit dem grünen Umlauf und kann multifunktional genutzt werden. Er dient als zentraler Empfangsbereich für Mitarbeiter sowie für externe Besucher bei Veranstaltungen aller Art. Das gesamte Raumensemble dieses, über zwei Ebenen reichenden, Foyer-Geschosses kann mit mobilen Trennwänden in unterschiedliche Zonen gegliedert werden. Die Bereiche Empfang, Meeting, Café und Veranstaltungen können somit parallel und in sich geschlossen genutzt werden oder als Gesamtveranstaltungsort miteinander verschmolzen werden. In der Multiflex-Zone ist ein Stufenpodest vorgesehen, welches spannende Aufenthaltsqualitäten für Veranstaltungen, Auführungen und Ausstellungen, umgeben in der einzigartigen Verortung innerhalb des Führungsgerüsts des Gasometers, kreiert.
Nutzung
In der Mitte des Gebäudes befindet sich ein aussteifender Betonkern, der die vertikale Erschließung und WC-Kerne enthält. Hierdurch können die Regelgeschoss-Grundrisse der darüberliegenden Büroflächen frei gestaltet werden. Da es keine tragenden Innenwände gibt, sind die Grundrissoptionen den Anforderungen nach frei kongurierbar. Angedacht sind Gesundheits- und Veterinäramt, Ordnungsamt, Eichamt sowie der Berufsförderungsdienst Münster. Diese Anschlussnutzung bietet einen zentralen Baustein in der städtebaulichen Entwicklung Münsters, da vorhandene, wertvolle Substanz in Form des Gasometers sinnvoll genutzt wird, um Teile der infrastrukturellen Zukunft in Münster voranzubringen. Im oberen Bereich des Gebäudes entstehen Gastronomie- und Aufenthaltszonen, die für jeden Besucher zugänglich sind - insbesondere auch außerhalb der Bürozeiten. Hierfür sorgt ein eigener Fahrstuhl, der die Besucher direkt in die Gebäudekrone geleitet. Den Gästen bietet sich die Möglichkeit über einen freizugänglichen Austritt auf die Dachlandschaft mit Bistro zu gelangen oder im Restaurant mit Blick über Münster zu speisen. Die frei begehbare Dachterrasse mit Dachgarten bietet allen Besuchern viel Raum, um sich zu entfalten, miteinander zu verweilen und gemeinsam das Münsterland zu erkunden. Ein kleines Auditorium, in Richtung der Innenstadt Münsters, bietet eine einzigartige Kulisse für besondere Anlässe und Veranstaltungen - umgeben von einer grünen Dachlandschlaft und Wasserflächen, die als Himmelsspiegel fungieren. Hierdurch schaffen wir ein belebtes Gebäude, welches tagsüber der Arbeit dient und sich zum Abend hin zu einem Ort der Geselligkeit wandelt.
Historie und Umgang mit dem Denkmal
Die Konzeption birgt die Chance der Stadt Münster einen markanten und repräsentativen Ort zu schaffen, der zudem die weitere städtebauliche Entwicklung der Stadt Münster stützt und fortschreibt - ein (Amts)Kontor, in einer Reihe mit den Stadtwerken und dem Stadthaus 3. Die ursprüngliche Gasregelstation wird in diesem Kontext als erster Anlaufpunkt für Besucher etabliert. Ebenfalls dient es der Öffentlichkeit in seiner Funktion als Raum für Ausstellungen, Vernissagen oder Kulturveranstaltungen - insbesondere außerhalb der klassischer Bürozeiten. Das technische Denkmal wird in Abstimmung mit der Denkmalpflege saniert. Um das Erscheinungsbild des Bestandes beizubehalten und diesem einen gebührenden Respekt zu zollen, sieht das Konzept eine klare Fuge zwischen Alt und Neu vor. Der Gasometer bekommt durch sein Additiv einen dynamischen Kontrast, bei dem dennoch die Formensprache des Bestandes neu interpretiert dargestellt wird. Angedacht ist, die alte Konstruktion des Gasometers im Rahmen von Besucherveranstaltungen begehbar zu machen. Hier kann das Industriedenkmal im Kontrast zum neuen Bauwerk erfahren und der spektakuläre Blick ins Land genossen werden.
Fassade und Energiekonzept
Die Kubatur kommt ohne Atrium bzw. Innenkern aus. Hierdurch wird die Fassadenfläche reduziert, welches sich kostenminimierend auswirkt. Des weiteren entsteht ein gebührender Abstand zum Denkmal in Form einer großen Fuge, die alt und neu optisch deutlich trennt. Die alte Konstruktion wird in den Vordergrund gestellt und gewürdigt, da sich die neue Konstruktion optisch zurücknimmt. Unterstützt wird die gestalterische Aussage durch ein Wiederaufgreifen der Auskreuzungen in der Fassadengestaltung des neuen Zylinders im Inneren der alten Konstruktion. Die Formensprache der Gerüststruktur des Denkmals wird in den horizontalen Linien der Geschossringe und den rautenförmigen Rank- und Aussteifungselementen aufgenommen, interpretiert und über Illumination unterstrichen. Hierdurch wird das 20-Eck des Gasometers in seiner Form gewürdigt und in Szene gesetzt (siehe Nachtperspektive).
Ein zentraler Erschließungskern aus Stahlbeton bildet das Rückgrat der Konstruktion. Diesen Kern fassend entstehen exible Nutzungseinheiten. Die modulare Holz-Hybrid-Bauweise sorgt dafür, einen möglichst klimaneutralen Bau zu errichten. Es wird dem nachhaltigen Konzept gefolgt, mit PV-Anlagen, einem Regenwasserkollektorsystem und Mikrowindturbinen zu arbeiten, um das nachhaltige Konzept des Gebäudes zusätzlich zu stärken. Die mikroklimatische Fassadenbep anzung stellt diesen Anspruch noch weiter heraus. Sie sorgt im Sommer für Kühle und Schatten, im Winter jedoch lässt sie viel Licht und solare Wärme in das Gebäude. Durch den Rücksprung der thermischen Ebene bilden die Geschossaus kragungen natürliche Verschattungen und es entstehen neben dem passiven Sonnenschutz ebenfalls begrünte Außenbereiche entlang aller Fassaden ächen. Der Einsatz nachhaltiger Materialressourcen und die Möglichkeit der Materialtrennung im Falle eines Rückbaus minimiert den C02-Fußabdruck des Gebäudes. Ein hoher Prefabrikationssgrad der Elemente unterstützt diesen Gedanken. "Holz ist die nachhaltigste aller Ressourcen die dem Bau zu Verfügung steht.“ Zur Produktion des Bausto s ist keine Energie notwendig. Kiefern, Fichten oder Buchen wachsen von allein - auch die Verarbeitung erfolgt relativ energiearm. Gleichzeitig bindet der Bausto CO2. Ein Holzhaus ist laut Frank Keikut, Architekt aus Zürich (Autor Hochhaustypologie in Holzhybridbauweise) faktisch ein Kohlensto speicher. Abgerundet werden die Gedanken und Überlegungen zur Nachhaltigkeit durch das Prinzip cradle to cradle (c2c) – die sichere und potentiell unendliche Nutzung von Materialien und Nährsto en in Kreisläufen zur CO2-Reduzierung, einem nachhaltigen Schritt zur Klimaneutralität sowie einer so wichtig gewordenen Ressourcenschonung.
Revitalisierung Gasometer Münster
Verfahrensart : Investorenauswahlverfahren der Stadt Münster, Gasometer Münster | Boelckeweg 3 | 48155 Münster
2. Preis | Status : abgeschlossen | BGF : 20.050 m²
Projektbeteiligte : Deckwitz Projektentwicklung | Münster